Nico Bleutge: nachts leuchten die schiffe

Eine Empfehlung von Kristina Maidt-Zinke

Nico Bleutge
nachts leuchten die schiffe

C.H.Beck, München 2017, 87 Seiten, 16,95 Euro

Der Schlusszyklus in Nico Bleutges viertem Gedichtband nachts leuchten die schiffe trägt den Titel »gradierwerk« und macht sein in früheren Bänden schon bewährtes Verfahren sinnlich nachvollziehbar: Wie in einem Gradierwerk die Sole über Schichten aus Schwarzdornreisig geleitet wird, um die Salzkonzentration im Wasser zu erhöhen, so lässt der Autor seinen Sprachfluss durch unterschiedliche »Materialspeicher « strömen, reichert ihn mit Echos und Resonanzen an, verfeinert und intensiviert dadurch seine Wirkung.
Von »Hintergrundstimmen«, von »Überschreibungen « und »Pastichen« ist in der Nachbemerkung die Rede, was fast zu bescheiden anmutet, gibt doch in jeder Zeile der sieben Gedichtzyklen die charakteristische Handschrift Bleutges den Ton an: die Fülle und Detailgenauigkeit seiner Wahrnehmungen unter dem Primat des Visuellen, die Musikalität der Wortklänge, die Eleganz und rhythmische Kraft der Versbewegung. Vielleicht ist es ein einziges großes Gedicht, an dem Nico Bleutge immer weiterschreibt – ein Werk jedenfalls von unverwechselbarem Leuchten.

Weitere Informationen unter: C.H.Beck