Jerome Rothenberg: Khurbn. Gedichte

Eine Empfehlung von Michael Braun

Jerome Rothenberg
Khurbn. Gedichte

Das Wunderhorn, Heidelberg 2017, 60 Seiten, 17,90 Euro

Aus dem Englischen von Barbara Felicitas Tax und Norbert Lange.

Die Chiffre ‚Khurbn‘, das jiddische Wort für den Holocaust, führt uns an einen Ort der absoluten Gewalt, mitten hinein in die Ordnung des Terrors. Jerome Rothenberg, der New Yorker Ethno-Poet jüdisch-polnischer Herkunft, hat 1988 diesen Ort des Schreckens aufgesucht. Er reiste damals von Deutschland nach Polen, in das Städtchen Ostrów Mazowiecka, von wo aus seine Eltern in den 1920er Jahren in die USA aufgebrochen waren. Von dort aus besuchte er das nahe gelegene Treblinka, das ehemalige Vernichtungslager – und geriet in eine leere Welt.

Der damals entstandene Gedichtzyklus hebt alles aus den Angeln, was uns als Poesie über die Shoah bekannt ist. Rothenbergs Zyklus ist erfüllt von den „Dibbuks“, den Geistern der ermordeten Juden, und er konfrontiert uns mittels einer Ästhetik des Schreckens mit den fürchterlichen Torturen, denen die Opfer der Gewalt ausgesetzt waren. Khurbn ist eine Reise in den tiefsten Kreis der Hölle, eine erschütternde Litanei über die radikale Negation des Humanen.

Weitere Informationen: Verlag Das Wunderhorn