Barbara Köhler: 42 Ansichten zu Warten auf den Fluss

Eine Empfehlung von Marion Poschmann

Barbara Köhler
42 Ansichten zu Warten auf den Fluss

Edition Korrespondenzen, Wien 2017, 96 Seiten, 18 Euro

Das Raster dieser streng gebauten Neunzeiler verzeichnet die hybride Landschaft des Ruhrgebiets mit ihren Kanälen und Industriebrachen, den vagen Möglichkeitsflächen und hypothetischen Wasserläufen, unterirdischen Flüssen, zukünftigen Flüssen. Es fängt ein, was sich nicht festhalten lässt: Zeit, die vergeht, Erwartung, die erst noch erfüllt werden will. Hier wird auf einen Fluss gewartet, die vielfach umgebaute Emscher, die endlich naturnah saniert werden soll. Das Warten schafft Räume: Wie strömende Flüssigkeiten bilden die Sprachbewegungen Inseln, Betrachtungsplattformen für den Lauf des Wassers, der Dinge, der Welt.

Das Großartige an diesen Gedichten ist, dass sie zeigen, was Sprache vermag: langerwartete Flüsse beschwören, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft erzeugen, einen Ort so beschreiben, dass an ihm das Entscheidende eines jeden Ortes deutlich wird: dass er da ist und gleichzeitig nicht da, dass sich Anwesenheit und Abwesenheit immer vermischen.

Weitere Informationen: Edition Korrespondenzen