Zbigniew Herbert: Gesammelte Gedichte

Eine Empfehlung von Heinrich Detering

Zbigniew Herbert
Gesammelte Gedichte

Suhrkamp, Berlin 2016, 663 Seiten, 49,95 Euro.

Herausgegeben von Ryszard Krynicki. Mit einem Nachwort von Michael Krüger. Aus dem Polnischen von Karl Dedecius, Renate Schmidgall, Henryk Bereska, Klaus Staemmler und Oskar Jan Tauschinski.

In diversen Bänden liegt das Werk des großen polnischen Dichters in deutscher Sprache vor, aber bislang in keinem Band wie diesem: einer vollständigen Ausgabe der Gedichte, übersetzt von einigen der besten Herbert-Kenner und zu mehr als einem Viertel überhaupt zum ersten Mal auf Deutsch zugänglich. Da der Band chronologisch gegliedert ist, lassen sich die Entwicklungen und Konstanten, die Nebenwege und Verzweigungen dieser Dichtung eindrücklich verfolgen, die ganz irdisch ist und doch durch und durch metaphysisch: Ausdruck eines neugierigen philosophischen Selbst- und Weltverhältnisses, das oft gerade im Alltäglichen den letzten Dingen auf die Spur kommt, und Spiel einer poetischen Ironie, die auch das eigene Denken und Schreiben mit erfasst. Das Wunder der polnischen Lyrik des zwanzigsten Jahrhunderts, die unter den Bedrückungen grausamer Kriege und Diktaturen eine exemplarische Freiheit des Ausdrucks und intellektuelle Grazie erlangt hat, lässt sich in Herberts Gedichten erfahren. Und eine Form des Glücks am Denken, am Dasein.

Zbigniew Herbert, geboren1924 in Lemberg, gestorben 1998 in Warschau, zählt zu den großen europäischen Dichtern des 20. Jahrhunderts.

Weitere Informationen: Suhrkamp Verlag