Steffen Popp: 118

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Steffen Popp
118

kookbooks, Berlin 2017, 138 Seiten, 19,90 Euro.

»Der Künstler«, hieß es bei Umberto Eco über das offene Kunstwerk der Moderne, »bietet dem Interpretierenden ein zu vollendendes Werk.« Steffen Popps bislang vier Gedichtbände bieten solche Werke in zunehmender Vollendung. 118 imitiert das durchdefinierte System des Periodensystems der Elemente, jedes Gedicht deutet einen elementaren Gegenstand, von »Fenster« bis zu »Glas«, von »Sonne« bis zur »Strahlung«. Aber Gegenstände und Definitionen verschwören sich gegen ihre Endgültigkeit. Sie wimmeln, schlagen Haken, bieten immer neue assoziative Seitenwege. Diese führen ebenso tief hinein in Steffen Popps von Buch zu Buch weiter ausgelebtes Privatuniversum voll wundersamer biographischer und symbolischer Motive, wie sie hinausführen aus allen starren semantischen Bezügen. Wo die Begriffe derart strikt ihre Unabschließbarkeit vorführen, da wohnt nicht weniger als echte Freiheit: »unaussprechlich, lesbar wie / Vogelflug, Menschenspur, Ozeangrün / eines Meeres, wo du bist: jener Vogel / jener Mensch und eben – jenes Meer«.

Steffen Popp, geboren 1978 in Greifswald, ist Schriftsteller. Er lebt in Berlin.

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