Mara Genschel: Cute Gedanken

Eine Empfehlung von Monika Rinck

Mara Genschel
Cute Gedanken

roughbooks, Berlin/New York/Schupfart 2017, 96 Seiten, 15 Euro.

Was habe ich zu verkörpern, als »hinkender, / angeschossener General (MIT / eisblaue mm Haar)«? How to live a poet’s life? Geht es noch um Fragen der Ästhetik oder schlicht um Sichtbarkeit? Genschel erörtert in guten, so zaghaften wie treffenden, mehr analogen als digitalen und zudem feinen Gedichten, was Höf lichkeit mit Negation zu tun hat. Steckt die Verzweiflung tief in den Knochen, während die Theorie nur die Hautoberfläche liebkost? Wer weiß. Bei Cute Gedanken handelt es sich um ein widerständiges und verführerisches Produkt der CIA, die hochkomische Abschrift eines Residenzstipendiums in Iowa für »Autor und rinnen«. Genschel stellt sich im Zwiegespräch mit der Korrekturfunktion ihres amerikanischen Mobiltelefons den strukturellen Bedingungen der Produktion. Halb »Susan / men hang loser Zombie«, der keine Ahnung hat, wie gut das ist, was er tut, halb Generalin der Avantgarde. Das ist Institutionskritik auf hohem Niveau, in zärtlichem Brockenenglisch, mit einer immensen Empathie für fehlerhafte Menschlichkeit.

Mara Genschel, geboren 1982 in Bonn, ist Lyrikerin, Bühnen- und Hörsspielautorin. Sie lebtin Berlin.