Ibn Arabi: Übersetzer der Sehnsüchte

Eine Empfehlung von Holger Pils

Ibn Arabi
Übersetzer der Sehnsüchte

Jung und Jung, Salzburg 2016, 180 Seiten, 25 Euro.

Aus dem Arabischen übersetzt, kommentiert und mit einer Einführung von Stefan Weidner.

Ibn Arabi ist 1165 im maurischen Spanien geboren. Er bereiste die islamische Welt, pilgerte nach Mekka und starb 1240 in Damaskus. Er kannte den Koran und die vorislamische Tradition, war Denker und Dichter und schuf mit dem Übersetzer der Sehnsüchte ein sinnenfreudiges Werk, das die Geliebte preist und Gott sucht; für beides findet Arabi eine poetische Sprache, in der Erotik und Religion auf unerhörte Weise ineinandergehen. Für die Begründer des Salafismus war der unorthodoxe Theosoph und Mystiker Arabi ein Feind, ein Häretiker. Bis heute sind Arabi und seine Leser den Strenggläubigen, den Saudis, den Islamisten ohnehin, ein Dorn im Auge. Allein das macht neugierig auf seine durch Jahrhunderte gerühmte Liebeslyrik. Dieser Zyklus von Liebesgedichten – Teil eines riesigen Werkes – liegt nun zum ersten Mal vollständig auf Deutsch vor. Stefan Weidner übersetzt elegant aus einer anderen Zeit, Sprache und Kultur: Manches wirkt in der Übersetzung modern und vertraut, vieles bleibt rätselhaft und fremd, alles zusammen genommen ist immer überraschend und poetisch: lustvoll, bildreich, wortspielerisch, klangstark, rhythmisch. Verführerisch.

Weitere Informationen: Jund und Jung