Hans Thill: Dunlop

Eine Empfehlung von Joachim Sartorius

Hans Thill
Dunlop

roughbooks, Berlin/New York/Schupfart 2016, 102 Seiten, 15 Euro.

Die Gedichte in Hans Thills neuem Band finden ihr Ausgangsmaterial in anderen Dichtern. Thill hält die Sprache von Petrarca und John Donne, Paul Fleming, Georg Trakl, Daniel Heinsius und Hölderlin in der Hand, schnuppert die Schrift, die Bilder, die Wendungen, die Musik und schließt mit ihnen Bekanntschaft, nicht durch Übersetzung, sondern durch Fortführung. Kenntnisnahme durch Sprache – darin ist Hans Thill ein Akrobat. Sein Schwindelgefühl wird unser Schwindelgefühl. Als Oskar Pastior 33 Gedichte von Petrarca zu den seinen machte, schrieb er von dem Reiz, »unter die Kuppel einer fremden Sprache zu treten, sozusagen in einen Raum, in dem die Eigengeräuschlichkeit deutlich wird.« Hier ist es ähnlich. Hans Thill ergeht sich in wilden Assoziationen und ureigenen Geräuschen, zeigt Irreverenz gegenüber den ›Meistern‹ und hebt doch ihre schimmernden Schätze, übertölpelt sich und erfrischt uns. So birgt der typographisch raffinierte Band eines der schönsten Sprachprojekte der letzten Jahre.

Hans Thill, geboren 1954 in Baden-Baden, Lyriker und Übersetzer, Leiter des Künstlerhauses Edenkoben. Er lebt in Heidelberg.

Weitere Informationen: Fixpoetry