Christine Lavant: Gedichte aus dem Nachlass

Eine Empfehlung von Daniela Strigl

Christine Lavant
Gedichte aus dem Nachlass

Wallstein, Göttingen 2017, 654 Seiten, 38,80 Euro.

Herausgegeben von Fabjan Hafner und Doris Moser unter Mitarbeit von Brigitte Strasser. Mit einem Nachwort von Doris Moser. Christine Lavant: Werke, Bd. 3.

Drei Viertel der 484 Gedichte dieses Bandes sind überhaupt zum ersten Mal publiziert. Vereint zeigen sie die ganze Spannweite dieser stets zugleich himmelhoch jauchzenden und zu Tode betrübten katholischen Existentialistin: von der aufmüpfigen Demut gegen ihren Gott bis zum bildgewaltigen Liebesgedicht, vom Leiden an einer fundamentalen Finsternis bis zu Selbstpreisgabe und Verzückung. In ihrem Nachlass fanden sich aber auch Gedichte, die der Dichterin allzu indiskret einzelnen Personen ihrer Umgebung zuordenbar schienen, die die leiblichen Aspekte der Liebe unverhüllt feiern oder die Abkehr von Gott und Dogma bis zur offenen Blasphemie treiben. Für Thomas Bernhard war Christine Lavants lyrisches Werk »das elementare Zeugnis eines von allen guten Geistern missbrauchten Menschen als große Dichtung, die in der Welt noch nicht so, wie sie es verdient, bekannt ist«. Der neue Band vergrößert den Fundus grandioser Lavant-Gedichte auf beruhigende Weise.

Christine Lavant, lebte von 1915-1973 Lyrikerin und Erzählerin im Lavanttal (Kärnten).

Weitere Informationen: Wallstein Verlag