Anneke Brassinga: Fata Morgana, dürste nach uns!

Eine Empfehlung von Joachim Sartorius

Anneke Brassinga
Fata Morgana, dürste nach uns!

Matthes & Seitz, Berlin 2016, 200 Seiten, 22 Euro.

Aus dem Niederländischen von Ira Wilhelm und Oswald Egger. Mit einem Nachwort von Erik Lindner.

Anneke Brassingas Gedichte beglücken durch Erfindungsreichtum und Quietschlebendigkeit. Ihre Texte pulsieren wie ein lebendiges Organ. In ihrem zentralen poetologischen Essay Das klopfende Herz des Textes spricht sie von der unsichtbaren Substanz ihrer Texte: »Bestehend aus Sprache, so wie wir alle aus Fleisch und Blut bestehen und trotzdem jeder anders ist, und, innendrin, das Leben.« So sind ihre Gedichte durchströmt von der Sehnsucht, der Welt Bedeutung einzuhauchen, und von dem Versuch, auch um den Preis des Scheiterns, ihrer Fülle gewahr zu werden, ihren Glanz zu preisen. Dies gelingt immer wieder mit einem sehr genauen Gespür für die Klang- und Bedeutungskränze der Sprache und mit einem ganz eigenen, barocken, aus Ironie und Musik gefügten Ton, ohne Angst vor Dissonanzen. Ira Wilhelm hat in ihren Übersetzungen die Intensität des Brassinga-Kosmos sehr genau getroffen, dessen nie nachlassende Energie, denn es gibt keine Ruhebereiche in dieser Dichtung.

Anneke Brassinga, geboren 1948 in Schaarsbergen (Niederlande), lebt als Lyrikerin in Amsterdam.

Weitere Informationen: Matthes & Seitz