Jon Fosse: Denne uforklarlege stille / Diese unerklärliche Stille

Eine Empfehlung von Heinrich Detering

Jon Fosse
Denne uforklarlege stille / Diese unerklärliche Stille

Kleinheinrich, Münster 2015, 172 Seiten.

Norwegisch / deutsch. Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Mit Radierungen von Olav Christopher Jenssen.

Mit seinem ›postdramatischen Theater‹ und mit Romanen
wie »Morgen und Abend« ist der Norweger Jon Fosse zu einem
Klassiker der zeitgenössischen Weltliteratur geworden.
Dass er auch ein bedeutender Lyriker ist, hat sich hierzulande
noch nicht herumgesprochen. Dabei liegen auf Norwegisch
bis jetzt bereits neun Bände vor, dazu nicht weniger
als drei Auswahlsammlungen. Fosses lyrische Diktion ist
von derselben sensiblen Musikalität, die auch sein Theater
und seine Prosa bestimmt. Ganz leise vollziehen sich
die Übergänge aus alltäglichen Szenen in metaphysische
Dimensionen; immer scheinen die Wörter sich zurückzuziehen
vor der Stille, um die sie sich bewegen. Fosse schreibt
Lieder und Psalmen, Naturgedichte und Meditationen,
Texte von einer in der Tat unerklärlichen Stille. Der jetzt im
Verlag Kleinheinrich erschienene Band versammelt wunderbare
Gedichte, in Fosses klangvollem Nynorsk und in der
kongenialen Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel.
Und er ist dank der Radierungen von Olav Christopher
Jenssen auch ein Buchkunstwerk geworden.