Itzik Manger: Dunkelgold

Eine Empfehlung von Thomas Wohlfahrt

Itzik Manger
Dunkelgold

Jüdischer Verlag / Suhrkamp, Berlin 2016, 431 Seiten.

Jiddisch / deutsch. Herausgegeben, aus dem Jiddischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Efrat Gal-Ed.

»Laßt uns singen einfach und klar / von allem, was heimisch, lieb und teuer: / von alten Bettlern, die fluchen dem Frost, / und von Müttern, die segnen das Feuer.« Itzik Manger (1901–1969) stammte aus Czernowitz und war Zeitgenosse von Paul Celan, Rose Ausländer. Er gilt als einer der wichtigsten jiddischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Jiddisch galt ihm dabei immer als »hefker«, vogelfrei, eine Sprache, die niemandem gehört und worüber niemand verfügen kann. Der zweisprachige Band versammelt das über Kontinente verteilt erschienene poetische Werk Mangers und Gedichte aus dem Nachlass. Eine gefährdete wie Lebenslust betonende Landschaft taucht in ihnen auf, die den Stampfschritt des Volkstanzes genauso kennt wie tief empfundene Religiosität und die Einsamkeit des ewig Flüchtenden. Zusammen mit dem Dokumentenband »Niemandssprache. Itzik Manger – ein europäischer Dichter« konnte eine große Lücke der jiddischen Kultur und Dichtung geschlossen werden. Der Herausgeberin beider Bände, Efrat Gal-Ed, gelang es, Lebensgeschichte und Werk Itzik Mangers in der Gesellschaftsgeschichte der Juden Europas zu orten und mit ihr zu verflechten. »Ich komme aus den Öfen von Auschwitz / ich bin jung und auch alt / ich war Millionen gewesen / jetzt bin ich Ein-Gestalt«.