Gerd Adloff: zwischen Geschichte und September

Eine Empfehlung von Ursula Haeusgen

Gerd Adloff
zwischen Geschichte und September

Corvinus Presse, Berlin 2015, 48 Seiten.

Mit Kaltnadelradierungen von Horst Hussel.

»Zwischen Geschichte und September« hat Gerd Adloff diese Gedichte angesiedelt. Nicht zufällig heißt das erste Gedicht des Bandes »Geschichte« und das letzte »September«. Zuerst geht es um weltgeschichtliche Ereignisse – aber der Autor war mit etwas anderem beschäftigt: »Als die Panzer nach Prag rollten, 68 / War ich über alle vier Ohren unglücklich verliebt / Und hörte nichts.« Er musste mit den Folgen leben und sich dazu verhalten – also zur Geschichte. Das letzte Gedicht »September«, kurz nach dem 60. Geburtstag des Autors entstanden, hat mit dem Herbst des Lebens zu tun. Und deutet einen Rückzug an: »Den Nachzüglern viel Glück. / Noch mehr dem Sohn. Verläßt das Haus / in Frieden. Geht seinen Weg. / Meiner verweilt in diesem Garten / in dem ich Gast bin. Gern.« Erinnerungen, erinnerte Gefühlslagen – Szenen aus einem Leben, erlebte und gelebte Geschichte. Freilich ist das Leben mit dem Alter nicht zu Ende, und 60 ist nicht sehr alt. Aber man hat doch einen anderen Blick darauf als junge Menschen. Wenn man dann noch die unmittelbare Gegenwart annehmen kann, ist man ein einigermaßen glücklicher Mensch. Das ist vernünftig und keine Idylle oder Larmoyanz. Ich mag diese Gedichte. Und die Grafiken passen wunderbar. Ein schönes Buch!