Miron Białoszewski: Vom Eischlupf

Eine Empfehlung von Florian Kessler

Miron Białoszewski
Vom Eischlupf

Verlag Reinecke & Voß, Leipzig 2015, 70 Seiten.

Sechs Texte in synoptischen Nachdichtungen. Mit einem unveröffentlichten Brief des Dichters. Herausgegeben von Dagmara Kraus.

Miron Białoszewski, wer warst du, und wer bist du jetzt für deine Leser? In letzter Zeit hat es auf diese beiden Fragen gleich mehrere beherzte deutschsprachige Antwortversuche gegeben – von Białoszewskis radikal zivilistischen Erinnerungen aus dem Warschauer Aufstand »Nur das was war«, denen Marion Janion einen ihrer großen Essays in »Die Polen und ihre Vampire« (Suhrkamp 2014) widmete, über »Das geheime Tagebuch« seiner späten Jahre (Edition fotoTAPETA 2014) bis hin zur Gedichtauswahl »Wir Seesterne« (Reinecke & Voß 2013). Der 1922 geborene und 1983 gestorbene Warschauer Wohnungstheaterbetreiber, Dauerbettbewohner und lustvolle Hauptvertreter der ›linguistischen Poesie‹ erscheint seinen Lesern über alle Sprach- und Zeitbarrieren hinweg ganz nahe mit seinen herrlich höchstpersönlichen Sprachspielen. Im neuen Band bei Reinecke & Voß geschieht das nun auf angemessen unstete Weise, wenn gleich sechzehn Dichterinnen und Dichter sechs seiner Gedichte immer wieder neu übersetzen – »wehohuwabohuhn mit kraft«! Lauter verschiedene Mirons lesen!