Les Murray: Aus einem See von Strophen

Eine Empfehlung von Jan Wagner

Les Murray
Aus einem See von Strophen

Edition Rugerup, Berlin 2014, 192 Seiten.

Hundert ausgewählte Gedichte. Aus dem australischen Englisch von Margitt Lehbert. Mit einem Nachwort von Thomas Poiss.

Das Werk Les Murrays ist dank der Übersetzerin Margitt Lehbert hierzulande seit eh und je gut sichtbar; dennoch ist es wunderbar, dass der große Australier nun höchstpersönlich hundert ihm wichtige Gedichte in einem Band zusammengeführt hat, der wie stets die Widmung »To the Glory of God« trägt und fast lückenlos dessen irdische Schöpfungen preist. Murray, der sich selbst als »Kopfbauer« bezeichnet und seit den achtziger Jahren wieder auf der Kindheitsfarm in Bunyah, New South Wales, lebt, hat ein Faible für das Bodenständige, auch Derbe; seine Gedichte sind überbordend und sinnlich, nutzen das gesamte Vokabular des Englischen und sind dabei vor allem dies: eine Feier der Welt. Wer sie liest, fährt durch Sägewerkdörfer, trifft auf Peitschenvirtuosen, Kühe am Schlachttag und zahlreiche Vögel, hat am herrlichen »Traum, für immer Shorts zu tragen« teil – und wird sich bei der nächsten bärtigen Motorrad-Gang, die vorbeidonnert, daran erinnern, dass es sich in Wahrheit um »Höllen-Nikoläuse« handelt.

Video anzeigen