Judith Zander: manual numerale

Eine Empfehlung von Thomas Wohlfahrt

Judith Zander
manual numerale

DTV, München 2014, 100 Seiten.

»manual numerale« heißt der zweite Gedichtband von Judith Zander und beherbergt in formstrengem Spiel und, als Tagebuch übers Jahr geführt, Gedichte, die so viele Zeilen haben, wie der Zähler (links im Buch stehend) und der Monat (rechts stehend) vorgeben: vom 5.1. bis zum 27.12. Die Gedichte beider Seiten treten durchaus als Paar auf, als ein Paar, das sich ergänzend, streitend oder auch als Gegensatz begegnet. Zudem mengt die Dichterin berühmte Verse vom Barock bis zu heutigem Pop mit hinein in ihre Sprachwelten und lässt sie ihren referenziellen Schabernack treiben – auch dort, wo es ernst und traurig wird. Sind‘s Liebeslieder? Ja sicher, das vor allem: (linke Seite) » ...im klappentext dieses romans / stünd was von schicksalseleganz / (im fall begabter texter) / doch punktgenau erfüllt den punkt / der ödigkeit wie eingetunkt / in eine sauce aus sechsern / verkocht verdummt verwoben schwitzt / wer an die glocke glaubt bloß weil er drunter sitzt.« (rechte Seite) »als du es nanntest pervers wusste ich dass es uns glückt.« Judith Zander erweist sich als Sprachmagierin, die die Dinge mal anders bezeichnet und sie so – durchaus sanglich – wieder zum Tanzen bringt.