Dirk von Petersdorff: Sirenenpop

Eine Empfehlung von Harald Hartung

Dirk von Petersdorff
Sirenenpop

C. H. Beck Verlag, München 2014, 89 Seiten.

Dirk von Petersdorff nennt seinen neuen Band keck und mutwillig Sirenenpop. Der Titel bündelt seine Intentionen: Sirenenpop als Synthese von Alt und Neu, von Antike und Postmoderne, Verführung und Provokation. Im Titelgedicht tönt das so: »Auch Kirke haben wir gekannt, / von ihrer Ausziehcouch umrandet, / Ägäishitze in Hannover, / an jedem Freitag dort gestrandet.« In der Stimme des Dichters klingt eine generationstypische Stimme mit. Sie erinnert sich an die »WG-Zeit, nachts«, an den »Truppenübungsplatz, jetzt Biotop« oder riecht noch immer »die Suhrkamp-Bücher im Regal.« Diese Vierzigjährigen sind einer verlässlichen Lebenskonzeption kaum näher gekommen. Auch wenn sie sich als »Paare« zusammenfinden. »Er bringt ihr grünen Tee, dann ist der Wille / nur so ein Löffelklappern in der Stille.« Petersdorff bringt seine Befunde auf einen leichten Ton. Er bestätigt die traurige Wissenschaft, wonach es kein richtiges im falschen Leben gibt. Umso entschiedener aber hält er daran fest, dass es mehr geben muss als jene minima moralia, die aus Beziehungskisten abzulesen sind.