Daniela Danz: V

Eine Empfehlung von Holger Pils

Daniela Danz
V

Wallstein Verlag, Göttingen 2014, 80 Seiten.

Daniela Danz macht sich mit diesem Gedichtband auf, ein begriffliches Phänomen zu erkunden: Das ›Vaterland‹, für das die Titel-Chiffre ›V‹ steht. Obwohl der Band mit mehreren Zyklen dicht gefügt ist, wirkt diese Erkundung niemals angestrengt-systematisch, sondern bleibt spielerisch. Eindrückliche Motivspiegelungen verbinden die Gedichte. Wie in ihren früheren Bänden bewegt sich Danz gelassen durch Geschichte und Mythos, ohne kulturgeschichtliches Wissen nur trocken auszustellen. Sie fragt vielmehr sehr zeitbewusst und politisch danach, was das ist oder sein kann: das ›Vaterland‹. Der zeitliche Bogen ist weit: Er beginnt mit wundersamen Prosagedichten, in denen wir Helden der Jungsteinzeit kämpfen sehen, und endet bei NATO-Einsätzen oder Flüchtlingen an der Außengrenze der EU. Der begriffliche Bogen ist ebenso weit: vom ›Vaterland‹, der Heimat, als des ›Vaters Acker‹, bis zum angstmachenden Staat in seiner nationalistischen Verkehrung. Trotz aller drängenden Aktualität geht es dabei nie platt-parolemäßig zu. Ganz im Gegenteil: Daniela Danz‘ leise Gedichte gehen der selbstgestellten Frage mit einer poetischen Feinfühligkeit nach, die auf jeder Seite zum Staunen anhält.